behandlung von chronischen schmerzen
Akute Schmerzen treten immer dann auf, wenn Gewebe beschädigt wurde oder droht, beschädigt zu werden. Das ist zwar unangenehm, erfüllt aber eine lebenswichtige Aufgabe. Schmerz fungiert als Warnsystem, um schädigende Einflüsse auf den Organismus zu erkennen und, sofern möglich, zu beseitigen. Das ist ein wichtiger Punkt, in dem sich chronische Schmerzen von akuten Schmerzen unterscheiden: Sie haben ihre Warnfunktion und damit ihre bio- logische Notwendigkeit verloren. Das heißt, sie sind nicht mehr Begleiterscheinung einer Erkrankung, sondern haben sich verselbstständigt – zu einem eigenständigen Krankheitsbild.
Chronische Schmerzen können entstehen, wenn akute Schmerzen sich ständig wiederholen, oder – auch weil sie nicht ausreichend behandelt werden – länger anhalten bzw. sehr intensiv sind. Denn dadurch kommt es zu Veränderungen an den Nervenzellen, die in Rückenmark und Gehirn für die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzreizen zu- ständig sind. Diese von Forschern auch als „Schmerzgedächtnis“ bezeichneten Veränderungen führen dann dazu, dass eine Schmerzempfindung entsteht, ohne dass die Schmerzrezeptoren erregt werden. Der Schmerz hat also seine ur- sprüngliche Ursache überdauert und ist selbst zu einer Krankheit geworden.
Chronische Schmerzen sind nicht einfach zu behandeln. In der Therapie geht es vielmehr darum, dass die Patienten ihre Schmerzen in den Griff bekommen, dass sie lernen, Schmerzattacken zu vermeiden oder zumindest deren Inten- sität zu vermindern. Das Ziel bei der Behandlung chronischer Schmerzen ist also eine möglichst große Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
Es gilt als wissenschaftlich erwiesen, dass körperliche Betätigung schmerzlindernd wirkt und darüber hinaus auch die Stimmung eindeutig verbessert. Sport und Bewegung haben deshalb einen großen Stellenwert in der Therapie chro- nischer Schmerzen, müssen aber individuell an den jeweiligen Patienten angepasst werden. Das heißt an die Schmerz- form, an die körperliche Leistungsfähigkeit und die momentane Situation.
Zu den Therapieformen gehören aktive Bewegungstherapie, Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und unter- stützend passive Therapieformen. Außerdem wird auch die Eigenaktivität der Betroffenen gefördert, da dies für den Behandlungserfolg eine grosse Rolle spielt.